By Falco Rutke
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October 17, 2025
Gratis ist nicht automatisch steuerfrei In der Tabletop- und Nerd-Szene läuft vieles auf Vertrauensbasis. Shops senden Miniaturen „zur Verfügung“, Creator posten ein Reel oder Video – und freuen sich über Reichweite. Doch aus steuerlicher Sicht ist klar: Kostenlose Produkte sind kein Geschenk, sondern ein geldwerter Vorteil – also eine Einnahme. Und das gilt auch, wenn du gar kein Gewerbe angemeldet hast . Schon die regelmäßige Zusammenarbeit mit Shops gegen Sachleistung reicht aus, damit das Finanzamt von gewerblicher Tätigkeit ausgeht – ganz unabhängig davon, ob du offiziell als Selbstständiger gemeldet bist. Was ist ein geldwerter Vorteil? Ein geldwerter Vorteil ist eine Leistung, die du nicht in Geld bekommst, aber trotzdem „wertvoll“ ist – etwa, weil du sie sonst hättest kaufen müssen. Dazu zählen u. a.: Gratisprodukte (z. B. Startersets, limitierte Miniaturen) Event-Tickets oder Reiseübernahmen Ausrüstung zur dauerhaften Nutzung (z. B. Airbrush-Geräte) Gutschriften oder Gutscheine ohne echte Gegenleistung Beispiel: Ein Shop schickt dir eine Armee im Wert von 250 €, damit du sie bemalst und auf Instagram präsentierst. Das ist kein Geschenk – sondern eine Gegenleistung für Marketing. → Du musst diese 250 € als Einnahme versteuern. Auch ohne Gewerbe: steuerpflichtig? Ja. Viele denken, ohne Gewerbe sei man automatisch steuerfrei – das stimmt nicht. Sobald du: wiederholt Produkte erhältst, diese öffentlich präsentierst (z. B. auf YouTube, TikTok, Instagram), und die Kooperation auf eine Gegenleistung abzielt, bist du für das Finanzamt unternehmerisch tätig . Du musst dann: eine Einkommensteuererklärung abgeben, Einnahmen (auch Sachwerte) erfassen, ggf. ein Gewerbe anmelden, sobald du über eine Bagatellgrenze (ca. 410 € Gewinn pro Jahr) hinauskommst. Merke: Die Gewerbeanmeldung ist nicht der Startpunkt deiner Steuerpflicht – sondern der logische Schritt, wenn du bereits wirtschaftlich aktiv bist. Auch Shops & Hersteller sind mitverantwortlich Oft glauben Shops, sie könnten einfach etwas zusenden – ohne Vertrag, Rechnung oder steuerlichen Hinweis. Falsch. Auch die gebende Seite hat Pflichten. Denn nach deutschem Steuerrecht können Hersteller oder Shops die sogenannte Pauschalversteuerung (§ 37b EStG) nutzen, um die Steuerlast für Creator zu übernehmen. Doch das muss schriftlich geregelt und klar dokumentiert sein. Ohne Regelung gilt: → Der Creator muss den Produktwert selbst versteuern. → Der Shop riskiert, bei einer Betriebsprüfung nachträglich zur Haftung gezogen zu werden – etwa, wenn die Aktion als Teil einer versteckten Werbekampagne eingestuft wird. Gilt das auch für Affiliate-Links? Ja – vor allem, wenn du zusätzlich Produkte bekommst. Viele Shops locken mit Kombis: „Hier ein 10 %-Code für deine Community“ „Dazu bekommst du dieses Modell gratis“ „Wenn jemand bestellt, senden wir dir noch XY zu“ Sobald eine wirtschaftliche Gegenleistung vorliegt (Affiliate-Einnahmen, Gratisware, Gutscheine), ist das gewerbliche Tätigkeit . → Damit unterliegst du der Einkommensteuerpflicht → Und ggf. auch der Umsatzsteuer (wenn du kein Kleinunternehmer mehr bist) Auch hier gilt: Keine Gewerbeanmeldung heißt nicht automatisch steuerfrei. Risiken bei fehlender Steuererklärung Für Creator – auch ohne Gewerbe: Steuernachzahlung plus 6 % Zinsen pro Jahr Pflicht zur rückwirkenden Anmeldung eines Gewerbes Risiko eines „Scheingewerbes“ mit Bußgeld Vertrauensverlust bei Kooperationspartnern Für Shops: Rückwirkende Umsatzsteuerforderung Keine Betriebsausgabe ohne schriftliche Gegenleistung Imageschaden bei öffentlich gewordenen Fällen Fazit: Auch ohne Gewerbe steuerpflichtig – Verantwortung teilen Selbst wenn du (noch) kein Gewerbe angemeldet hast, bist du bei regelmäßigen Kooperationen in der steuerlichen Pflicht. Sobald du kostenlos Miniaturen oder Zubehör bekommst und Content daraus machst, entsteht ein geldwerter Vorteil , den du erfassen musst. Für Shops gilt: Verantwortung nicht einfach auf Creator abschieben. Wer kooperiert, sollte mitdenken – und dokumentieren, was wie geregelt wurde (z. B. ob Pauschalsteuer übernommen wird). 👉 Transparenz schützt beide Seiten – und sorgt dafür, dass Tabletop-Creator auch in Zukunft professionell, ehrlich und ohne Stress mit dem Finanzamt arbeiten können.